Gerolstein Regelmäßig fährt die Hilfsorganisation Eifellicht e.V. mit LKW voller Spenden nach Osteuropa und in die Ukraine. Auch an der Ahr oder in der Eifel packen die Helfer mit an, wo Not ist. Nun gab es Hilfe für den Kongo. Wie es dazu kam.
von Clara Zins-Grohé (Trierischer Volksfreund, 25.11.2022)
„Hallo ich bin Serge. Entschuldigt die Verspätung!“, lachte Serge Menga Nsibu das wartende Team von Eifellicht an „Ihr denkt jetzt, es ist die afrikanische Mentalität“. Der Mittvierziger mit Wohnsitz in Essen floh im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern aus dem damaligen Zaire nach Europa. Seine Familie kehrte später wieder in ihre Heimat, den neu gegründeten Staat Demokratische Republik Kongo, zurück. Er blieb und wuchs bei einer deutschen Pflegefamilie auf.
Als deutscher politischer Aktivist kongolesischer Abstammung ist Serge Menga Nsibu in den Medien kein Unbekannter. (Künstlername DJ Nathan Dash). Am Steuer eines geliehenen 7,5 Tonner LKW kam er nach Gerolstein. Sein Anliegen ist aktive Hilfe zur Selbsthilfe für den Kongo. Zu Heinz-Peter Thiel, dem stellvertretenden Vorsitzenden von Eifellicht, hatte er Kontakt aufgenommen, denn dieser kann vermitteln, was im Kongo dringend gebraucht wird: Krankenbetten (wichtig: höhenverstellbar ohne Strom) und Schulmöbel.
Voller Dankbarkeit für alles, was Deutschland ihm bietet, hat Menga Nsibu als Vater von vier Kindern die Verbindung zu seinem Geburtsland und seinen Verwandten nie verloren. Sein Herzensanliegen ist es, den Menschen dort Perspektiven zu bieten, um Fluchtursachen zu bekämpfen.
Wie Eifellicht im Kongo hilft
Seine Familie und er haben fünf Hektar Land in der Stadt Kasangulu im Kongo erworben. Ein Grundstück, auf dem eine Farm für Landwirtschaft und Viehzucht, ein Bildungszentrum mit 8 Klassen, Ausbildungsräume, drei Werkstätten, eine Produktionshalle und eine kleine medizinische Station entstanden sind. Stolz berichtet er: „Eine deutsche Klinik hat uns 2 Ultraschall-Untersuchungsgeräte gestiftet. Damit können wir in unserem kleinen Krankenhaus die Säuglingssterblichkeit reduzieren. Sie ist erschreckend hoch.“ Von den ausgemusterten Gerolsteiner Krankenhausbetten ist er begeistert. „Gute Qualität!“ lobt er.
Schulmöbel benötigt er für die Technische Landwirtschaftsschule. 70 passende Schulstühle zu Schultischen konnte Eifellicht jetzt noch beisteuern. Junge heranwachsende Kongolesen sollen die bestmögliche Ausbildung erhalten, ist seine Mission. Auch die Ernährungssicherheit müsse dringend verbessert und Landwirte mit dem notwendigen Know-How ausgestattet werden.
Heinz-Peter Thiel bestätigt: „Die derzeit nicht verplanten Schulmöbel können nun humanitär sinnvoll über Serge Mengas Foundation in ein nachhaltiges Entwicklungsprojekt im Kongo für junge Erwachsene mit Schwerpunkt Landwirtschaft eingebracht werden. Im zentralen Kongo machen schließlich die fruchtbaren Böden drei bis vier Ernten jährlich möglich.“
„Die Demokratische Republik Kongo ist ein fruchtbares Land, reich an natürlichen Ressourcen und trotzdem eines der ärmsten Länder der Erde“ beschreibt Serge Menga Nsibu seine Heimat: „Die Ukraine hat mehr als die Hälfte des benötigten Weizens geliefert. Die größten Feinde, dass der Kongo sich besser entwickeln kann, sind Korruption und mangelnder Wille zur Veränderung. Aufgrund der drohenden Hungerkatastrophe muss sich sofort etwas verändern. Wir wollen Maniok und Mais in Kasangulu anbauen.“
Serge Menga Nsibu: Kein Verständnis für gewaltbereite Migranten
In Essen ist er gemeinsam mit seiner deutschen Ehefrau in Flüchtlingshilfe aktiv, sie vermitteln zum Beispiel auch Arbeitsmöglichkeiten. Das Verhalten von Zuwanderern in Deutschland sieht er kritisch. Er selbst ist froh, in Deutschland sein zu dürfen und hat kein Verständnis für diejenigen Migranten, die sich nicht benehmen können. „Packt einfach eure Klamotten und geht wieder nach Hause. Dorthin, wo gebombt und misshandelt wird“ ist seine klare Ansage. Bei Konfrontationen zwischen Polizei und gewaltbereiten Zuwandern, nimmt Menga die Polizei gegen Rassismus-Vorwürfe in Netzwerken und Medien in Schutz.
Bei der Mitarbeit in seinen Projekten in Afrika stellt er sich den dortigen Herausforderungen. Als ernannter Mfumu, so nennt man die Häuptlinge, ist Serve Menga Nsibu Mandatsträger in Sachen Entwicklung, Aufbau, Investment und Partnerschaften. Mit 36 anderen Häuptlingen – alle aus Kommunen in der Provinz Kongo Zentral – hat er eine Foundation gegründet. Ein riesiger Übersee-Container zur Verschiffung von Hilfsgütern haben sie gemeinsam angeschafft. „Die Frachtkosten sind sehr hoch. 6.950 € für die Überfahrt, 1.700 € für den LKW Transport zum Zielort – aber das Schlimmste sind die Zölle. Da müssen wir 10.000 Euro zahlen. Die Gier des Staates ist bitter. Sie machen keine Ausnahme. Auch nicht für die Entwicklungshilfe“, rechnet Serge vor. Diese Kosten werden durch die Foundation aufgebracht.
„Ihr seid eingeladen, es Euch anzusehen“ verabschiedet er sich vom Eifellicht-Team, nachdem Kevin Fröhlich, Günter Hüttenscheid, Dieter Mauel, Johann Löwen und Heinz-Peter Thiel mit der Verladung fertig sind. Vielleicht ist es kein Abschied für lange, denn für seine Lehr-Werkstatt in Afrika benötigt er noch eine mechanische Schuster-Nähmaschine. Kann Eifellicht auch dabei helfen?
Weitere Informationen zu dem Hilfsprojekt von Serge Menga Nsibu unter: www.sergemengafoundation.com
Nach der Veröffentlichung des v.g. Berichts wurden 3 top erhaltene Schuhmachernähmaschinen angeboten und stehen in den kommenden Tagen zur Abholung durch Eifellicht bereit.